Friedrich Hillegeist

UnbenanntAm 30. April 1945 konstituierte sich der Vorstand der Gewerkschaft der Angestellten der Privatwirtschaft (GAP). Erster Vorsitzender wurde Friedrich Hillegeist. Damit war der Grundstein für die heutige GPA gelegt, die diese Bezeichnung seit dem Jahr 1962 führt. Dr. Günther Steiner zu seiner Rolle in der Sozialversicherung dessen Präsident er von 1959 bis 1962 war.

„Er war in vielem ein Vordenker und Vorkämpfer der österreichischen Sozialversicherung, unbequem und pragmatisch, der sich mit Beharrlichkeit und der Kraft der Argumente gegen viele Widerstände durchsetzte. In der Fachwelt besteht heute kein Zweifel über die Bedeutung Friedrich Hillegeists für die österreichische Sozialversicherung.“

Chronologie des Lebens von Friedrich Hillegeist

1895
21. Februar: Geburt
Vater: Friedrich Max H. (* Dresden, + 1896). Mutter: Dienstmädchen, später Handarbeitslehrerin (* Rostitz/Mähren). – Wächst nach dem frühen Tod des Vaters bei den Großeltern in Rostitz auf.

1913
Er arbeitete als Kaufmännischer Angestellter in den Siemens – Schuckert – Werken in Wien bis 1929.

1918
Er wird er nach einer Antikriegs-Rede im Jänner 1918 im Juni 1918 zum Militärdienst eingezogen.

1919
Betriebsrat später Betriebsratsobmann

1929
Bundessekretär des Bundes der Industrieangestellten

1934
Werber für Kleinlebensversicherungen bei der Versicherungsgesellschaft Phönix.
Verfasser der illegal verbreiteten Gedichte „So starb ein Rebell!“ und „Schließt die Reihen!“
Nach dem Verbot der Freien Gewerkschaften beteiligte er sich an der Untergrundarbeit, er war Mitglied der Leitung der illegalen Freien Gewerkschaften bis 1938. Für seine Veröffentlichungen in der Illegalität verwendete er das Pseudonym Fred Hildebrand.

Dreißig Millionen Arbeitslosehaben nichts zu fressen!
Aber das Getreide wird verbranntund ins Meer geschüttet.
Dreißig Millionen Arbeitslosemüssen hungern und darben
-und da schildert einerin den glühenden Farben,
die Weltwirtschaftsei zwar noch immer zerrüttet,
aber schon zeige sichein Ansteigen von Rohstoffpreisen
und eine Steigerung der Produktionin Rohstahl und Eisen.
Und das sei ein Zeichender kommenden Konjunktur!
Sie gießen nämlich Kanonen -für eine neue Stahlbadkur

Diesen Reim schrieb Hillegeist nach dem Lesen des volkswirtschaftlichen Teils seiner Zeitung mit der Nachricht „Aus Kanada kommt die Nachricht über eine gute Weizenernte. Die Farmer fürchten aber ein rasches Fallen der Preise und haben daher einen Teil durch Feuer vernichtet.“ (1)

1938
Im März 1938 war der Gewerkschaftsfunktionär Hillegeist Leiter einer Delegation, die mit Bundeskanzler Schuschnigg über einen gemeinsamen Kampf gegen die Nationalsozialisten verhandelte. Am 7.3. 1938 Teilnehmer an der Floridsdorfer Konferenz vom 8.3. 1938, in der die Funktionäre der im „Ständestaat“ in die Illegalität getriebenen und verfolgten Arbeiterbewegung ein gemeinsames Vorgehen mit Repräsentanten des „Ständestaates“ gegen die drohende Okkupation Ö.s durch Hitlerdeutschland erwogen. Nach dem „Anschluss“ wurde er deshalb sofort inhaftiert.

  • 11. März 1938 – 04:00 morgens Durchsuchung der Wohnung und Verhaftung
  • Ende August 1938 Entlassung aus der Polizeihaft

 

 

 

1939

  • Am 1.9. 1939 in Schutzhaft genommen und
  • am 7.9.1939 Transportzusammenstellung ins KZ Buchenwald.

Zwei typische Erlebnisse aus Buchenwald

  1. Anläßlich des Attentats auf Hitler im November 1939 mussten sich die jüdischen Häftlinge vor ihren Blocks aufstellen. Dann wurden für jedes der beim Attentat ums Leben gekommenen Todesopfer (sieben) je drei Juden ausgesucht und gleich exekutiert.
  2. Wegen der Flucht eines einzelnen Häftlings mussten wir den ganzen Tag am Apellplatz stehen bleiben und konnten erst bei Eintritt der Dunkelheit in den Block zurück. Mein Nachbar zur Linken fiel plötzlich zusammen. Mein Nebenmann zur Rechten hielt mich rechtzeitig davor zurück, mich nach ihm zu bücken, um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Eine Handlung aus Mitleid war strengstens verboten. Der Mann rührte sich auch nicht als ermit mit kalten Wasser übergossen wurde und ihm der SS-Bewacher mit den Stiefeln in die Rippen schlug. Erst jetzt durfte er in die Totenkammer gebracht werden.

1940

  • Am 20. April Entlassung aus dem KZ.
  • Anstellung bei der Kohlenfirma Rüdegger & Co.

1941
Ab April 1941 Geschäftsführer der Kohlenfirma Carboproduct in Krakau.

1944
Im August 1944 neuerlich verhaftet; SS- und Polizeigefängnis „Monte Lupi“; kommt im November wieder frei und zurück nach Wien.

1945
Ab März 1945 Industrieangestellter in Zwittau bei Mährisch-Trübau. Nach Kriegsende war Hillegeist von 1945 bis 1963 Vorsitzender der Gewerkschaft der Angestellten in der Privatwirtschaft und Obmann der Angestelltenversicherungsanstalt.

Abegordneter zum Österreichischen Nationalrat bis 1962

1948
Obmann der Angestelltenversicherungsanstalt bis 1968

Hillegeist-Foto-011955
wurde er Präsident des Internationalen Bundes der Privatangestellten.

1957

Im März gab es eine Vorständekonferenz, wo auf Antrag der GPA (Hillegeist) den Beschlüssen des Ministerrates und damit auch den in der Wirtschaftskommission getroffenen Vereinbarungen zugestimmt wurde. (Lohn- und Gehaltsregelungen)

1959
Vizepräsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes  und  Präsident des Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherungsträger bis 1962.

1961
Zweiter Präsident des Österreichischen Nationalrates bis 1962

1962
Ehrenvorsitzender des ÖGB

1969

Hillegeist zur Olahkrise

Hillegeist 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hillegeist 2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hillegeist 3

 

 

 

 

 

 

 

 

1973
Am 3. Dezember in Wien verstorben. Sein Grab befindet sich am Zentralfriedhof, Gruppe 14 C, Nr. 31

1980
In der Leopoldstadt wurde die Friedrich-Hillegeist- Strasse nach ihm benannt durch einen Gemeinderatsausschuss am 30. Oktober 1980

2013
Anlässlich der Wiederkehr des 40. Todestages des österreichischen Sozialpolitikers und maßgeblichen Gestalters des ASVG, Friedrich Hillegeist, wurde , am 27. Dezember 2013 in einer gemeinsamen Veranstaltung des Hauptverbandes der österr. Sozialversicherungsträger und der Pensionsversicherungsanstalt seiner Verdienste gedacht und der soeben erschienene Band über sein Wirken in der österreichischen Sozialversicherung, in der Gesetzgebung und der Gewerkschaft präsentiert


Buch- und Broschürentipps:

Der Band „Ein Mann und sein Plan. Friedrich Hillegeist in der österreichischen Sozialversicherung“  – (ISBN 978-3-7035-1589-7) ist im ÖGB-Verlag erschienen.


Quellen und Literaturhinweise:

Das Rote Wien – Lexikon der Wiener Sozialdemokratie
Österreichisches Parlament – Infodienst
Theodor – Kramer – Gesellschaft

(1) Friedrich Hillegeist – Mein Leben im Wandel der Zeiten. Eine Selbstbiographie mit kritischen Betrachtungen, Verlag des ÖGB, 1974, ISBN 3-7035-0159-6

 

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