Josef Scheu

Josef Scheu - GrabinschriftBereits bei einem Spaziergang 2011 entdeckten wir die Ruhestätte von Josef Scheu – in der Gruppe 64, Reihe 2, Nr 18. Er starb im 64. Lebensjahr am 12.10.1904 und wurde hier im Zentralfriedhof begraben.
1868 gründete Josef Scheu auch eine Liedertafel im Arbeiterbildungsverein Gumpendorf, aus der 1878 der von ihm geleitete Arbeiter-Sängerbund Wien hervorging. (1) Berühmt wurde er jedoch mit dem Lied der Arbeit, das er nach einem Text von Josef Zapf komponierte und das am  29. August 1868 bei einer Arbeiterversammlung beim Zobel in Fünfhaus zum ersten Mal aufgeführt wurde.

 

Stimmt an das Lied der hohen Braut,
Die schon dem Menschen angetraut,
Eh‘ er selbst Mensch war noch.
Was sein ist auf dem Erdenrund,
Entsprang aus diesem treuen Bund.
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Als er vertiert, noch scheu und wild
Durch schreckenvolles Urgefild
Und finstre Wälder kroch
Wer gab dem Arm die erste Wehr?
Die Arbeit war’s, noch roh wie er.
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Und als er Bogen, Pfeil und Spieß
Und den Nomadenstab verließ
Zu eignem Felde zog
Wer schuf den segensreichen Pflug?
Die Arbeit, die nie schafft genug.
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Als später der Familie Herd
Sich zu Gemeind und Stadt vermehrt
Wer unterm Sklavenjoch
Begann den Bau der ersten Stadt?
Das war der Arbeit stolze Tat.
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Und als sein Drang nach Hab und Gut
Ihn trieb zur wegelosen Flut
Die unbezwungen noch.
Wer stieß das erste Schiff vom Strand?
Der Arbeit ewig tät’ge Hand
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Und als der Denker Geist schon nah
Die Geistesfreiheit dämmern sah,
Welch Genius sandte doch
Der Menschheit das gedruckte Wort?
Die Arbeit war’s , der Bildung Hort.
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Sie hat, was noch kein Rom vollbracht,
Die Erde sich zum Knecht gemacht.
Und Herrin ist sie noch,
So hoch ein Pass durch Gletscher führt,
So tief nach Erz ein Bergmann spürt.
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Sie ist’s, die Meere überwand,
Die alle Elemente spannt
Ins harte Eisenjoch.
Doch ihre Mutter war die Not
Vergeßt nich, mündig, ihr Gebot:
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Die Pyramide Cheops zeugt,
Welch drückend Joch sie einst gebeugt.
Die Arbeit brach es doch!
Drum hofft: Des Kapitales Joch,
Die freie Arbeit bricht es noch!
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch!
Und wie einst Galilei rief,
Als rings die Welt im Irrtum schlief:
Und sie bewegt sich doch!
So ruft: Die Arbeit sie erhält,
Die Arbeit, sie bewegt die Welt!
Die Arbeit hoch! Die Arbeit hoch! (2)

Das „Lied der Arbeit“ ist das bekannteste Arbeiterlieder und gilt als Hymne der österreichischen Sozialdemokratie.


 

 Josef Scheu - Grabstein - kleinDer Lebenslauf von Josef Scheu:

1841 – Am 15. September geboren in Margareten
1856 – als Chorsänger ins Theater an der Wien aufgenommen
1865 – Hornist am Burgtheater
1868 – Gründung der Liedertafel im Arbeiterbildungsverein Gumpendorf
29. August – Uraufführung des Lied der Arbeit
1872 – gründete er die erste Interessensvertretung der Musiker, den „Wiener Musikerbund“, und setzte lohn- und arbeitsrechtliche Verbesserungen durch.
1873 – Behördliche Auflösung des Musikerbundes (3)
1875 – 1878 auch Redakteur der „Österreichischen Musikerzeitung“
1878 – Leitung des Arbeiter-Sängerbundes
1881 – Wegen seiner gewerkschaftlichen und politischen Aktivitäten wurde er am Burgtheater zwangspensioniert und auch mehrmals verhaftet.
1882 – zeitweise in Haft, blieb er doch weiterhin politisch tätig.
1890 – wurde Josef Scheu Mitbegründer und Chorleiter der „Freien Typographia„, des ersten Chores, bei dem auch Frauen mitwirken durften.
1894 – Chormeister des „Arbeiter-Sängerbunds Landstraße“
1895 – als Musikkritiker in der Arbeiter-Zeitung tätig
1904 – Am 12. Oktober gestorben in Wien 19, Billrothstraße 78 und am 14. Oktober am Zentralfriedhof begraben
1907 – Grabdenkmal von Richard Luksch, durch Viktor Adler am 1. April  enthüllt


 

Ereignisse zu Josef Scheu:

1919 – Josef Scheugasse in Favoriten
1925/26 – Wien, 11., Drischützgasse 5, Fertigstellung des Josef Scheu Hof
1958 – Josef Scheu Weg in Linz


 

Quellenverzeichnis:

(1) Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie
(2) Wikipedia(3) Wikipedia

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